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Andreas Eschen

Vorsitzender des Fördervereins der Leo Kestenberg Musikschule

 

 
Andreas Eschen studierte an der Freien Universität Berlin Germanistik und ev. Theologie, legte das Magister-Examen mit Auszeichnung ab. Er studierte dann an der damaligen HdK Berlin (heute UdK) bei Frau Prof. Schmetstorff Musik und legte die Staatliche Musiklehrerprüfung (SMP) im Fach Klavier ab.
 
Bis Februar 2019 war er stellvertretender Leiter der Leo Kestenberg Musikschule sowie Klavierlehrer mit dem  Unterrichtsschwerpunkt Klavierimprovisation und leitete die Fachgruppe Tasteninstrumente. Als kommissarisch stellvertretender Musikschulleiter kehrte er bis Juli 2020 an die Musikschule zurück.

Daneben war er von 1991-2018 Lehrbeauftragter für Klavierimprovisation und schulpraktisches Klavierspiel an der Universität der Künste (UdK) Berlin

Er gibt Improvisationskonzerte, am liebsten gemeinsam mit anderen improvisierenden Musikern, u.a. mit Natalia Sidler, mit Thomas Schleußner-Schwarz und Felicitas Scharstein-Eickelberg. Lehrer und Schüler der Leo Kestenberg Musikschule lädt er zu offenen Improvisationsveranstaltungen mit verschiedenen Instrumenten ein.
 
In der Musikschule und der Landesmusikakademie hat er Fortbildungsveranstaltungen zur Klavierimprovisationen durchgeführt. Er hat an Unterrichtswerken von Prof. Herbert Wiedemann mitgewirkt. Von 1991 bis 2018 unterrichtete er mit Lehraufträgen für Improvisation und schulpraktisches Klavierspiel an der UdK Berlin.
 
Als Lehrervertreter und Mitglied im Fachgruppenvorstand Musik der Gewerkschaft hat er an der Interessenvertretung der Lehrer und der konzeptionellen Weiterentwicklung der Musikschulen mitgewirkt. Er hat in vielen Gremien (Musikschulbeirat, Strukturkommission, AG Qualitätsindikatoren) die Entwicklung der Musikschulen mitgestaltet.
 
Aus dieser Arbeit erwuchs die Beschäftigung mit der Geschichte der Musikschulen und das Interesse an Leo Kestenberg. Andreas Eschen schlug vor, die Musikschule Tempelhof-Schöneberg in Leo Kestenberg Musikschule zu benennen, und bereitete 2005 zu dem Kestenbergprojekt der UdK und der LKMS die Ausstellung vor, die derzeit im Haus am Kleistpark zu sehen ist. Er ist Gründungsmitglied der Internationalen Leo-Kestenberg-Gesellschaft und war bis 2022 deren stellvertretender Vorsitzender.
 
In der deutschen Sektion der Europäischen Klavierlehrer-Vereinigung EPTA war er als Präsidiumsmitglied tätig.
 
Mehr als 20 Jahren war er ehrenamtlicher Arbeitsrichter beim Arbeitsgericht Berlin.
 
Nach seinem Ausscheiden aus der Musikschule übernahm er den Vorsitz des Fördervereins der Leo Kestenberg Musikschule. 
 
Andreas Eschen ist seit 1984 mit der Cellistin und Cellolehrerin Friederike Bauer-Eschen verheiratet. Sie haben drei erwachsene Kinder.
 
 
Improvisation
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... ist der Versuch, die Musiksprachen, in denen man sonst nur Werke rezitiert, frei zu sprechen. Man kann es mit dem Unterschied von aktiven und passivem Wortschatz vergleichen. Der Wortschatz, den man passiv - als Hörer – verstehen gelernt hat, wird aktiviert in der eigenen Äußerung.
 
In der Vertrautheit mit den musikalischen Ausdrucksmitteln differenziert sich das Gespür für Folgerichtigkeit in der Musik aus. Der musikalische "Stil" ist - in der Erfahrungswelt des Spielers – eine Summe von Hörerwartungen. In unserer Zeit des Musizierens in mehreren, unterschiedlich alten Stilen haben sich verschiedene Hörerwartungen nebeneinander entwickelt.
 
Man lernt also, musikalische Stile im eigenen Anwenden und Erproben zu erfahren – sicherlich eine vielversprechende Art, um Werke gleichsam von innen her zu verstehen. Wer Musik improvisatorisch erfährt, denkt die musikalischen Kategorien prozesshaft. Ihn bewegt nicht die Frage, was die Musik ist, sondern wie sie wird. Musik, in einem solchen Prozess des Verstehens, bleibt offen, offenbart verschiedene Entwicklungstendenzen und steht in vielen Momenten gleichsam auf der Kippe. Kein Ton ist etwas von vornherein, seine Bedeutung ergibt sich erst im Zusammenhang und erschließt sich so erst allmählich.
 
Kein Teil ist nur einfach Teil, er hat die Tendenz mit den anderen zu kommunizieren, sich zu musikalischen Gestalten zu organisieren, in Kontrast zu anderen zu treten, Prozesse abzuschließen oder neue Prozesse in Gang zu setzen.
 
Zu anspruchsvoll für Improvisation? Nein, gerade der richtige Anspruch an den Prozess des Improvisierens. Kaum hat man eine Sequenzfolge begonnen, erklingt schon eine harmonische Fortschreitung. Diese weiterzuführen erfordert neue rhythmische Impulse. Darauf ändert sich die Dynamik der Musik. Die Mittel verdichten sich und treten für einander ein. Kein Element wirkt allein auf einer Ebene: Harmonik ist immer auch Stimmführung, Harmoniewechsel auch ein rhythmisches Ereignis, zugleich ändert er die dynamische Spannung der Musik. Jede neue Wendung beeinflusst die Musik insgesamt und nicht nur isolierte Parameter, Gegensätze verschmelzen und ein Gleiches wird zu etwas Neuem...
 
Es ist unmöglich, dies alles planend vorherzusehen. Grunderfahrung des Improvisierens ist der Gestaltwechsel. Das, was erklingt, wird anders als es geplant war. Eine wesentliche kreative Leistung bei der Improvisation stellt die Interpretation der soeben erklungenen Musik dar. Das ist durchaus nicht paradox. Es bedarf einer wachen und offenen Aufmerksamkeit, um dort Gestalten und Wirkungen wahrzunehmen, wo man sie gar nicht geplant hatte, und ein Gespür für mögliche, doch kurz zuvor noch unvorhergesehene musikalische Weichenstellungen zu entwickeln.
 
So bleibt eine rätselhafte Ambivalenz bei der Improvisation. Wenn der Klang mehr bedeutet als man "identifizieren" kann, belegt das nicht die Willkür des Spielers, der der Musik bald diese, bald jene Deutung aufzwingt? Doch der Spieler erlebt das Gegenteil: Gerade wo er der Musik eine Tendenz, eine Richtung abhorcht, die er nicht geplant hatte, gibt er gleichsam die Initiative ab. Er folgt der Musik – stärker als er jemals hätte planen können.
 
Damit die Improvisation "musikalisch" wird, kommt mehr ins Spiel als nur die Musik: Spannung – Entspannung, Bewegung – Ruhe, Zupacken – Loslassen, so könnten abstraktere Beschreibungen aussehen. Ebensogut kann die Musik gegenständliche Ausgangspunkte bzw. Anregungen haben: Bilder, Texte, assoziative Vorstellungen. Doch Musik hat die Kraft zu verwandeln, was in ihren Bannkreis gerät. So braucht man als Spieler nicht ängstlich darüber zu wachen, ob das, was der Musik als Ausdrucksabsicht vorausging, erhalten bleibt. In der Musik wird es zu etwas Neuem, darauf kann er neugierig sein.
 

Verzeichnis der Publikationen

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Publikationen zu Leo Kestenberg

 Kestenbergs Musikbegriff. in: Jürgen Oberschmidt, Thomas Rösch, Theda Weber-Lucks (Hrsg.): Kunst und Pädagogik – Pädagogik als Kunst. Carl Orff und Leo Kestenberg als Impulsgeber [Veröffentlichungen der Internationalen Leo-Kestenberg-Gesellschaft, Bd. 1]  Baden-Baden (Nomos) im Druck

Leo Kestenberg – ein pragmatischer Visionär in der Weimarer Republik. in: European Piano Teachers Association, Sektion der Bundesrepublik Deutschland (Hg.): Musik und Krise. Regensburg, 2023, S. 29-46

Gute Musik? - Gut wofür? in: Losert, Martin; Eschen, Andreas (Hg.): "Gute Musik? Ästhetische Qualitäten von Musik im Unterricht", Wien: LIT, 2023, S. 57-79

 
Die Prager Konferenz, Cultural Heritage und die Schulmusik oder: „Was Du ererbt von Deinen Vätern hast“ – gehört das ins Museum? In: Damien Sagrillo/Friedhelm Brusniak (Hg.): Vom Ersten Internationalen Kongress der Gesellschaft für Musikerziehung in Prag 1936 bis 2016 Kongressbericht Würzburg 2016. [WÜRZBURGER HEFTE ZUR MUSIKPÄDAGOGIK Vol.9], Weikersheim (Margraf) 2018, S. 183-210

Judgements concerning the value or non-value of music and their role in the music education since Kestenberg and Kodály. in:  Friedhelm Brusniak, Zsuzsa Buzás, Nigel A. Marshall, Damien Sagrillo (Hg.). Music Education in the Focus of Historical Concepts and New Horizons. Kecskemét, Hungary (John von Neumann University) 2017, S. 15-28.

Sechs Thesen zur Revision des Kestenberg-Bildes. In: Diskussion: Musikpädagogik 75, 2017, S. 32-36

Der Appell „Zur Notlage der Musikerziehung und Musikpflege“ von 1953. I Ein verzweifelter Kraftakt. In: Damien Sagrillo (Hg.): Musik, musikalische Bildung und musikalische Überlieferung. Festschrift zum 65. Geburtstag von Friedhelm Brusniak. Weikersheim (Margraf) 2017, S. 93-114

Leo Kestenberg als Initiator der Internationalen Arbeitskonferenz für Musikerziehung und Heilpädagogik in der Schweiz 1938 und ihre Bedeutung für die inklusive Musikpädagogik. in: Damien Sagrillo/Alain Nitschké/Friedhelm Brusniak (Hg.): Leo Kestenberg und musikalische Bildung in Europa. [Würzburger Hefte zur Musikpädagogik. Vol. 8] Weikersheim (Margraf) 2016, S. 63-94

Plea for a revised perception on Kestenberg. In: Jarosław Chaciński/Friedhelm Brusniak (Ed.): Music Education in Continuity and Breakthrough. Historical Prospects in a European Context. Proceedings of the International Conference Słupsk, Poland, 2014, S. 221-232.

Kestenberg und die Jugendmusikbewegung. Von der Reichsschulkonferenz und Jödes „Musikalische Jugendkultur“ bis zur Ernennung Jödes zum Professor. In: Susanne Fontaine/UlrichMahlert/Dietmar Schenk/Theda Weber-Lucks (Hg.): Leo Kestenberg. Musikpädagoge und Musikpolitiker in Berlin, Prag und Tel Aviv. Freiburg i.Br. (Rombach) 2008, S. 69-88

Der Lehrer der Lehre: Leo Kestenberg. Berliner Symposium untersucht das beispiellose Reformwerk des Musikpädagogen. in: nmz (neue Musikzeitung) 11/2005 - 54. Jg. Im Internet

Sonstige Publikationen

Durchs Improvisieren lernen. Musikpädagogische Ansätze im 20. Jahrhundert. in: Ina Henning, Jürgen Oberschmidt, Damien Sagrillo, Pascal Terrien (Hg.): Musik lehren und lernen-Zieldimensionen des Musikunterrichts in international vergleichender Perspektive. [Veröffentlichungen der Internationalen Leo-Kestenberg-Gesellschaft, Bd. 2]  Baden-Baden (Nomos), in Vorbereitung. 

Andreas Eschen/Josef Holzhauser (Hg.): 1923-2023: Hundert Jahre Musikschule City West. Berlin 2023. 

Kommunikation ohne konventionelle Zeichen? Zur Pragmatik experimenteller Gruppenimprovisation. Vortrag auf der  Tagung des Netzwerks Forschung kulturelle Bildung 2022 in Bielefeld. In: KULTURELLE BILDUNG ONLINE im Internet

Was ist Improvisation? European Piano Teachers Association, Sektion der Bundesrepublik Deutschland (Hg.):  Fantasie. Beiträge vom Kongress in Düsseldorf 2018, vom Seminar in Nürnberg 2019 und vom Kongress in Dresden 2019. Regensburg 2019, S. 65-80. Im Internet

Erfüllt die Musikschule sozialpädagogische Funktionen? In: üben & musizieren 1/2019

Ein moderner Mythos: Adorno und die Verfemung des Singens. in: Friedhelm Brusniak; Anna-Christine Rhode-Jüchtern; Theda Weber-Lucks (Hg.): Würzburger Beiträge zur Kestenberg-Forschung. Festgabe für Andreas Eschen zum 65. Geburtstag. Weikersheim (Margraf Publishers) 2019, S. 105-125

Ein eingefügter Takt im Wechsel der Bach-Rezeption im 19. Jahrhundert. In: European Piano Teachers Association, Sektion der Bundesrepublik Deutschland (Hg.): Klavier und Gesang. Düsseldorf (Staccato), 2017. S. 140-148

Ich komme voran. Langfristige Unterrichtsplanung: Probleme und Vorschläge.in: üben & musizieren 1/2015, Seite 22 ff

 Vom Notentext zur Improvisation. Sinnverstehen als Brücke zwischen Literaturspiel und improvisatorischem Denken. In: European Piano Teachers Association, Sektion der Bundesrepublik Deutschland (Hg.): Vom Klang zur Schrift. Von der Schrift zum Klang. Düsseldorf (Staccato) 2014

Balancieren zwischen Bildungsauftrag und Marktgeschehen. Beruf Musikschullehrer: von den historischen Ursprüngen hin zu aktuellen Trends und Forderungen. In: nmz (Neue Musikzeitung) 11/2000 - 49. Jg. Im Internet


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